Doppelverglasung nullzwei 02

architektur

und kunst –

kunst in architektur

nullzwei galerie doppelverglasung

Künstler in der Ausstellung nullzwei sind Tine Bay Lührssen, Michael Kortländer, Ralf Janowski, die Raumzeitpiraten Tobias Dæmgen und Moritz Ellerich.

Die Arbeiten von Tine Bay Lührssen sind Kombinationen von zarter, aber dennoch kraftvoller Zeichnung und Videoprojektion. Es entsteht eine Spannung zwischen realem Raum, zweidimensionaler Darstellung von Raum und Projektion. Auch die „Tools“, Geräte, Werkzeuge ohne offensichtlich sinnstiftende Funktion sind anregend irritierend. Sie geben Raum für Assoziation, Emotion und Erinnerung. In Ihrer überzeugenden Ernsthaftigkeit täuschen sie einen Gebrauchswert vor und wirken doch fremd und phantastisch.

Dem klassischen Verständnis von Bildhauerei und Skulptur scheinbar näher kommt Michael Kortländer. Das von ihm verwendete Material, die industriell gefertigte Wellpappe und der Umgang mit Farbe führen in einen Grenzbereich zwischen Tafelbild, Relief und Rauminstallation. Durch Farbauftrag und seinen individuellen Gestus entsteht die Illusion von Material und Gewicht im Gegensatz zum Ausgangsmaterial. Seine Skulpturen sind Konstruktionen, formale Beziehungen, Raum analysierend, Raum bildend. Es entstehen Grund-Risse, Bau-Körper.

Ralf Janowski ist ein Vertreter der analogen Fotografie. Neben den C-Prints entstehen s/w Abzüge auf Barytpapier. Bei seiner „Straßenfotografie“ arbeitet er vorrangig mit einer kompakten Adox, im Format 6 x 6. Die Fotografien von Ralf Janowski kommen unaufgeregt, ohne vordergründige Effekte daher. Fast beiläufig vermitteln sie ihre abstrakte Kraft. Sie sind so vieles gleichzeitig: richtungslos, kleinteilig, aufgelöst und strukturiert klar, in der Fläche komponiert und sinnlich wild. Häuser sind bedrohlich, verbergend, geordnet. Wege enden im Ungewissen. Ein spannungsvoller Umgang mit Natur und Architektur.

Die Raumzeitpiraten, Moritz Ellerich und Tobias Dæmgen, sind vielen noch in Erinnerung aus ihrer eindringlichen Performance bei uns im vergangenen Jahr. In diesem Jahr möchten wir ihnen und uns die Gelegenheit geben, eine Installation für die gesamte Dauer der Ausstellung zu zeigen, ein Klang/Bild im Wechselspiel mit Raum/Zeit. Ihre intermedialen Experimente ihre Gratwanderung zwischen Kunst und Wissenschaft durchgeführt mit Werkzeugen wie Overheadprojektor, Beamer, Kinderklavier, Haptonium, Momophon und Brumsel führen zu erweiternden Wahrnehmungen von Raum.

tine bay lührssen videoinstallation objekte

Tine Bay Lührssen arbeitet mit den Medien, Zeichnung, Videoprojektion und Objekt die in Installationen kombiniert werden. Durch die Verknüpfung stellt Lührssen eine Verbindung zwischen einem realen und einem fiktiven Raum her. Die Wand behandelt sie dabei als Projektionsfläche und als eine Frage von Nähe und Ferne.

Die Videosequenzen entstammen realen Situationen des Alltags und werden auf großformatige Zeichnungen oder auf die Wand projiziert. Durch das Zusammenspiel von Projektion und Wandel bzw. Zeichnung entsteht eine Illusion von Räumlichkeit.

In den Videosequenzen agieren Personen oder Tiere, die mit dem weißen, leeren Hintergrund konfrontiert werden. Die Handlungen sind von ausdrücklicher Einfachheit: Es wird gewunken, ein Karton wird geworfen, ein Fenster wird gewischt oder eine Leiter wird aufgestellt. Die Personen in den Videos sind unentwegt damit beschäftigt, eine Verbindung zu dem fiktiven Raum zu ergründen. Sie geben kurze skizzenhafte Handlungen ab und verstummen wieder, als wäre nichts gewesen.

Die Bleistiftzeichnungen zeigen Gegenstände, Landschafts- oder Architekturausschnitte. Die Zeichnungen verführen den Betrachter durch ihre unmittelbare und leichte Lesbarkeit – sie sind so gezeichnet, wie man die Gegenstände kennt. Aber sie verweisen auch auf eine Stimmung, eine Abwesenheit, die der Arbeit eine neue Dimension hinzufügt. Das gezeichnete Bildinventar soll eine Ahnung geben von einer Heterotypie ohne eine Bestimmung von Ort festhalten zu wollen.

Die Serie Tools setzt sich aus begehbaren Objekten zusammen. Mit Elementen unserer Alltagswirklichkeit wie Treppe, Pforte, Tür und Räder bestückt, eröffnen die Objekte mehrere Funktions- und Bedeutungsebenen. Sie erinnern an eine Behausung, einen Schrank oder eine Haltestelle und laden zum Durchschreiten oder Eintreten ein. Ähnlich wie in den Videoarbeiten, wird innerhalb des Objekts die Schwelle zwischen zwei Orten beschrieben. Ein durchschreiten des Objektes ist nur in der Vorstellung des Betrachters möglich. Die rollbaren Objekte sehen nach Gebrauch und Funktionalität aus, sind aber unbrauchbar und haben keinen effektiven Nutzen.

Tine Bay Lührssen geboren 1973 in Flensburg Nationalität: dänisch deutsch

  • 1994 Kunsthøjskolen Holbœk, Dänemark
  • 1995 Zeichnung am Museum Carlsberg Glyptothek, Kopenhagen, Dänemark
  • 1995 Internationale Sommerakademie für Bildende Künste, Salzburg, bei Katharina Sieverding
  • 1996 Studium der Freien Kunst an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg, bei Stanley Brouwn und Pia Stadtbäumer
  • 2003 Diplom mit Auszeichnung
  • seit 2002 Dozentin für Installation und Videokunst, Kunstskolen Sønderborg, Dänemark

AUSSTELLUNGEN:

  • 2008 O2, Galerie Doppelverglasung, Krefeld Liaison temporaire II, Walzwerkstraße, Düsseldorf Liaison temporaire I, Kulturbunker, Köln Stipendiumpräsentation, Vordemberge Gildewart Stipendium, Max Ernst Museum, Brühl
  • 2007 Nordische Filmtage, Lübeck Flensburger Kurzfilmtage, Flensburg räumen, Speicher U75, Düsseldorf, (E) KinoZentral, Berlin Gloria.Bio, Kopenhagen
  • 2006 Husby, Kurzfilm, Premiere Terræn, Senko Studio, Viborg (E) Overnight, Galerie Stücker, Brunsbüttel (E) Bewerberinnen 2006, Kunsthaus, Hamburg
  • 2005 Hier in der Nähe, KX., Hamburg (E) Charlottenborg Forårsudstilling, Schloss Charlottenborg, Kopenhagen Bewerberinnen 2005, Kunsthaus, Hamburg
  • 2004 remeber this place, Kunstverein Harburg Domizil, Trottoir, Hamburg (E) To get here, Itami-museuem of Arts, Osaka, Japan Skibet er ladet med… Thorshavn, Færøer-Inseln, Havnefjord, Reykjavik, Akureyri, Island Foyer für junge Kunst, Vereins- und Westbank, Flensburg (E)
  • 2003 Blickdichterinnen, Schloss Agathenburg, bei Stade Kunst, Spiel, Sport, Landeskulturzentrum Salzau Besuch/Besøg, Brunswiker Pavillon, Kiel Hochzeitsgäste, Galerie Bebensee, Hamburg
  • 2002 …und er sah, dass es gut war, Studenten der Hfbk, Skt. Katharinen Kirche, Hamburg
  • 2001 NextFiles.exe, Galerie Borey, St. Petersburg Gruppe, Künstlerhaus Weidenallee, Hamburg

STIPENDIEN UND PREISE:

  • 2006 Johanne og Ejnar Flach-Bundesgaards fond Ministerpräsident P.H. Carstensen Verfügungsfond Kulturstiftung des Kreises, Schleswig-Flensburg Det Danske Videoværksted, Haderslev
  • 2005 Lektor Kirsten Langklides legat Redaktør Jens Jessens mindelegat
  • 2004 Nordisk Kulturfond Kunststyrelsens legat Traugott Møller Fonden Dronning Margarethes og Prins Henriks fond
  • 2003 Katalog-Support, Kulturbehörde Hamburg, Land Niedersachsen und der Freundeskreis der Hfbk
  • 2002 Projektstipendium von dem Freundeskreis der Hbfk

michael kortländer objekte installationen

Alltägliches wird etwas besonderes – Zu den Objekten von Michael Kortländer

Seit Beuys definiert sich Kunst weniger durch den kommerziellen Wert des verwendeten Materials als vielmehr durch die künstlerische Idee, die sich darin verwirklicht. Michael Kortländer arbeitet seit Jahren mit Wellpappe, in der man sonst kostbare Gegenstände verpackt, um sie vor Deformationen zu schützen. Wellpappe ist nicht nur leicht, sondern auch vielfältig formbar. Vor allem stellen ihre senkrechten wellenförmigen Vertiefungen einen formal spannenden Gegensatz zu den von ihr umfassten Dingen dar, die sie zugleich schützt wie verbirgt. Dabei werden die Ecken und Kanten abgerundet, also gewissermaßen „entschärft“. Einer verharmlosenden Harmonisierung entgeht er dadurch, dass er mit seinen scharfen Einschnitten in die Wellpappe neue Kanten und Ecken schafft, die einen weiteren formalen Spannungsmoment in seinem Werk bewirken. Vielleicht könnte man sagen: Michael Kortländer „verpackt“ seine künstlerischen Ideen in Wellpappe – erschafft völlig neue fragile Objekte, die an Gegenstände erinnern, aber sie nie einfach nachbilden. Seine Skulpturen sind vielmehr freie Erfindungen, die den sie umgebenden Raum völlig neu definieren. Dabei frappiert der Gegensatz zwischen Leichtigkeit des Materials und der Gewichtigkeit seiner sogar monumental wirkenden Ausformung. Es entstehen so konstruierte Gebilde, die in ihrer vermittelnden Gebärde doch Distanz bewahren. Verstärkt wird die Distanzierung noch dadurch, dass die aufgetragene Farbe die Besonderheit des alltäglichen Materials betont; es wird zum Farbträger, der gewürdigt ist in all seiner Fragilität Farbe zu zeigen, also eines für den Bildhauer Kortländer ebenso wichtigen künstlerischen Ausdrucksmittels. So entsteht am Ende ein faszinierendes Paradox: Ein billiges, fragiles, uns allen vertrautes Material atmet doch durch seine künstlerische Anmutung den Geist des Besonderen, des Einmaligen.

Diethelm Röhnisch, Geschäftsführer Niederrheinischer Kunstverein e.V.

Michael Kortländer geboren 1953 in Münster

  • 1972-1978 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. G. Hoehme
  • 1982 Meisterschüler
  • Seit 1978 Arbeiten an „Raumbildern“, vornehmlich mit Kartonagen
  • 1982-1984 Wilhelm-Lembruck-Stipendium
  • Seit 1985 Arbeitsstipendium des Bundes Deutscher Industrie bei der Europa Carton AG Düsseldorf
  • 1993-1996 Lehrauftrag an der Fachhochschule Düsseldorf für Plastisches Gestalten
  • 1998 + 2005 Cité international Paris Gastatelier

ralf janowski fotografie

Streifzüge mit der Kamera durch europäische Großstädte führen Ralf Janowski zu einer „Sraßenfotografie“, die eigene Wege geht: Im Mittelpunkt stehen Situationen, vom Menschen geschaffen, als Dokumentation von Spuren, von Beiläufigem, von Anonymität.

anonym: a) ungenannt, ohne Namen; namenlos; b) nicht (namentlich), nicht näher, nicht im Einzelnen bekannt; c) von unbekannter Hand:

Janowski fotografiert einen Industriecontainer: monolithisch, makellos blau, keine erkennbare Funktion, keine Spuren von Nutzung, kraftvoll schweigsam, geheimnisvoll, der Container ist das Geheimnis. o.T. 1999

Dann ein Wohncontainer, eine scheinbar menschenleere Massenunterkunft. Aus jedem Fenster strahlt künstliches Licht in die Nacht. In sonnigem Gelb. o.T. 2000

2007 entstehen Dokumentationen von abseitigen Orten. Orte, die durch ihre Unbestimmtheit, ihre Namenlosigkeit und Funktionslosigkeit Verbotenes zuzulassen scheinen. Orte, isoliert von Konvention und Kontrolle.

Eine Gruppe von neun Fotos ist in schwarz/weiß, der sichtbare Filmrand unterstreicht den spontanen, beiläufigen Blick. Auch hier: menschenleer, Bilder von harmloser Verstörung. In der folgenden Zeit entstehen Wald-Architektur-Fotos. Vom Menschen Gebautes, Verlassenes, Benutztes. Die Farbe Grün. Alle Fotos sind von großer Anspannung: was war, was wird sein? Menschliche Spuren in Natur. Wie kommen sie zustande, was hat zu ihnen geführt?

Wem das assoziativ Erzählerische nicht liegt, der findet ästhetische Freude an der formalen, abstrahierenden Entsprechung dieser subtil beruhigenden Stimmung. Von der Vorgehensweise über die Technik bis hin zum Thema: Ralf Janowskis Arbeit zeugt von ungewohnter Sehweise auf die Beziehung von Mensch und/in Natur und ist über die Dokumentation hinaus im ästhetischen Sinn dem Betrachter ein vieldeutiges, spannungsreiches Angebot.

raum zeit piraten performance installationen

Die RaumZeitPiraten wurden 2007 von Tobias Dæmgen und Moritz Ellerich mit einem Overheadprojektor und einem Kinderklavier gegründet. Seitdem erforschen die beiden mit wechselnden Gästen und stetig wachsender Ausrüstung die Möglichkeiten des Echtzeit-Einsatz diverser analoger und digitaler Klang/Bild Erzeuger im Wechselspiel mit der jeweiligen Raum/Zeit Situation.

Ihre intermedialen Experimente und Echtzeit-Studien, die RaumZeitKrümmungen, dienen der Erforschung der RaumZeit und ihrer Wahrnehmung. Im Vordergrund steht dabei die experimentelle Verknüpfung von Klang, Bild, Objekt, Raum, Zeit, Sprache, Musik, Wissen und Phantasie zu einer sich wechselseitig beeinflussenden, stetig erweiternden Gesamtkomposition, die sich an den Schnittstellen von Kunst und Wissenschaft entfalten soll.

Bisher verschmelzen in den Performances und Installationen der RaumZeitPiraten auf der visuellen Ebene die analogen Objekt/Bildwelten eines modifizierten Overheadprojektors mit Buchillustrationen, live Video Einsatz und digital kombinierten und manipulierten Bewegtbildillustrationen aus dem Bereich der Naturwissenschaften. Außerdem werden audiovisuelle Zitate aus unterhaltungsmedialer Darstellung wissenschaftlicher Sachverhalte eingeflochten.

Auf der auditiven Ebene, wandern zwischen Geräusch und Musik, fließen die Klangwelten eines Kinderklaviers mit digitalen und analogen Eigenbauten wie dem Momophon oder dem Haptonium mit den Möglichkeiten des Samplings und der digitalen Klangerzeugung und Verfremdung ineinander.

Die Umgebung und die Umgebenden werden in die Aktionen als Klang/Bildproduzenten mit einbezogen um die Funktion des Betrachters als bloßen Rezipienten eines Ereignisses, zur Förderung des Wirklichkeit und Zusammenhang produzierenden Subjekts, immer weiter aufzubrechen.

Die RaumZeitPiraten laden ein zur Forschungsreise in die Konstruktion von Raum und Zeit.

Öffentliche Echtzeit-Multimedia-Experimente der RaumZeitPiraten:

20 . Okt . 2007 . Wuppertal . Container . Schauspielhaus Wuppertal 25 / 26. Okt . 2007 . Augsburg . Lab30 . Das Medienkunst-Festival 30 . Okt . 2007 . Düsseldorf . Ballhaus . Ausstellung ZEHN 8 . Nov . 2007 . Krefeld . Galerie Doppelverglasung 5 . Jan . 2008 . Köln . KölnerFilmHaus . Future Shorts 14 . Feb . 2008 . Berlin . Acud . Future Shorts 6 . März . 2008 . Wuppertal . Container . Schauspielhaus Wuppertal 17 . Apr . 2008 . Schauspielhaus Wuppertal . Sundogs . Oper nach Schuberts Winterreise 26 / 27 . Mai . 2008 . von der Heydt-Museum Wuppertal . Sundogs. Nach Schuberts Winterreise 29 – 31 . Mai . 2008 . VJ Contest . 18. Internationales Videofestival Bochum

ehemalige Volksschule 40 von 1951

Die Ausstellung 02 findet in der ehemaligen kath. Volksschule 40 von 1951, später Elisabethschule, Florastraße statt. Schon bei unserem ersten Besuch war klar: wunderbare Räume für die Kunst! Trotz farbenfrohen Anstrichs strahlt sie die Atmosphäre ihrer Entstehung, der 50er Jahre, aus. Geplant und betreut vom damaligen Hochbauamt der Stadt Krefeld, wollte man mit diesem öffentlichen Bau „ein Paradestück und Vorbild handwerklicher Arbeit bis in kleinste Einzelheiten“ sein.

In der Mitte des symmetrischen Grundrisses das dominierende Treppenhaus, betont durch ein Fenster, gestaltet 1959 von dem Glasmaler August Pigulla, der Sog in die Klassenräume durch die abgerundeten Türlaibungen, beeindruckend die Größe und Kraft der gleichstarken Räume, der Rhythmus der Fenster, das solide, belastbare Eichenparkett, die Spuren vergangener Nutzung. Alles zusammengenommen: Viel Wand und Raum und für eine spannende Präsentation künstlerischer Positionen.