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Fotografie

Im Brahm Brotfabrik

KONSUM IN KREFELD

Ein pausbäckiger Junge wirbt auf einer Riesenreklame an einer Hauswand an der Ritterstraße 187 für ein Brot, das es schon lange nicht mehr gibt und führt die Besucher des sogenannten ImBrahm-Komplexes freundlich in die Irre.

Denn eigentlich gehört zu den Häusern 181 bis 189 eine ganz andere Geschichte. Das 19. Jahrhundert war in Krefeld durch eine ständige Zuwanderung von Arbeitern und Arbeiterinnen vom Lande geprägt. Das Bevölkerungswachstum war dadurch enorm. Innerhalb kürzester Zeit wurde Krefeld zur Großstadt. Die Fabrikbesitzer konnten sich nicht nur die Arbeitskräfte aussuchen, sondern den Lohn drücken, die Arbeitsbedingungen diktieren und die Organisation ihrer Beschäftigten verhindern. Arbeiterinnen und Arbeiter wurden aber nicht nur am Arbeitsplatz ausgebeutet, sondern auch von Krämern, bei denen sie wegen ihres unstetigen Einkommens »anschreiben« lassen mussten, das heißt, sie mussten sich verschulden. Als Bittsteller konnten sie sich nicht dagegen wehren, wenn die überwiegend lose verkaufte Ware Füllstoffe enthielt oder allzu knapp gewogen wurde – von einem Preisdiktat ganz zu schweigen.

Um sich wenigstens an dieser Stelle zu wehren, entstanden um die Jahrhundertwende in Krefeld die Konsumgenossenschaften »Fortschritt« und »Solidarität«. Ziel der Genossenschaften, die der Arbeiterbewegung nahe standen, war die Versorgung der Mitglieder mit unverfälschten und korrekt gewogenen Lebensmitteln zu kleinen Preisen. In der Sozialdemokratie wurde die Idee entwickelt, dass die Genossenschaften ein wichtiger Schritt zu einer selbstverwaltenten Wirtschaft sein sollten.

1908 schlossen sich die beiden Konsumgesellschaften zusammen und errichteten an der Ritterstraße das heute noch sichtbare Backsteingebäude. Das Zentrallager (»Lagergebäude mit Stallungen«) im Hof ist ein Werk des Krefelder Architekten Karl Buschhüter. Die Gebäude an der Straße sind nach einem Entwurf von Rudolf Adrian aus Lüdenscheid gebaut. Auffallend an der Backsteinfassade ist das dreieckige helle Giebelrelief. Es zeigt drei Figuren. Zwei nackte Männer (die Genossenschaften) reichen sich unter dem Segen einer engelsgleichen Figur (Gerechtigkeit) die ausgestreckten Hände.

Fortan war hier das Zentralgebäude der Konsum- und Produktivgenossenschaft Niederrhein. Die Lage am Hauptbahnhof war wichtig, um Güter anzuliefern, die an Ort und Stelle umgeschlagen wurden, denn von hier aus wurden die Konsumläden beliefert, die überall in den Arbeitervierteln verteilt waren. Den Ansprüchen an die Produkte war die Idee gefolgt, Lebensmittel auch selbst zu produzieren. So entstanden eine Limonadenfabrik und eine moderne Großbäckerei mit 10 Backöfen. Außerdem gab es eine Bauhütte für die Arbeiter.

Der Betrieb lief auch in der Zeit des Ersten Weltkrieges weiter. Bis 1926 wurde er von der belgischen Besatzung der Stadt genutzt. Danach ging er an die Genossenschaft zurück.

Allerdings konnte die Genossenschaft nur relativ kurze Zeit weiterexistieren, den 1933 verbot der nationalsozialistische Staat die Organisationen der Arbeiterbewegung und beschlagnahmte das Vermögen als staatsfeindlich. Obwohl sich die Genossenschaft zunächst wehren konnte, wurde sie doch enteignet. Einige Zeit stand das Gebäude leer, dann wurde die moderne Backstraße 1934 von dem Käufer Im Brahm (Marxloh-Homberger Brotfabrik) übernommen. Zu dieser Zeit wurde vermutlich die erste Version des Im Brahm-Jungen gemalt. Sie ist ein Entwurf des Schildermalers Richard Hütter, der später des Kommunismus verdächtigt wurde, – aber das ist eine eigene Geschichte.

Ob die Genossenschaft wegen Verfolgung und Enteignung nach dem Krieg entschädigt wurde, ist bislang ungewiss, aber unwahrscheinlich. Im Brahm produzierte jedenfalls bis 1983 weiter. Danach sollte das Gebäude abgerissen werden. Glücklicherweise wurde es 1985 unter Denkmalschutz gestellt. 1999 erklärte sich die Krefelder Wohnstätte zu einer Grundsanierung bereit. Bei der Gelegenheit erneuerte man auch das Fassadenbild.

Heute (2014) haben sich vorwiegend Kreative in dem Gebäude niedergelassen. In dem Buschhütertrakt hat das Theater hintenlinks seine Bühne. Produktiv ist man hier also weiterhin.

Ingrid Schuppeta

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Gisela Fischer 1951 in Kiel geboren

Studium der Sozialpädagogik, Fachhochschule Mönchengladbach Siedruckerin

Doris Grünwald 1953 in Krefeld geboren

Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, Soziologie Universität Bielefeld, Architektur Fachhochschule Düsseldorf

Ausstellungen u.a. 2009 „Stubenlabor“, Grosse Dujardin, Krefeld-Uerdingen 2010 „Doppelbildnisse“, Schulgebäude der VHS Gartenstraße, Krefeld 2011 „Interieur Blanc“, Am See, Strufenhof Grefrath 2015 „Die Schöne“, Kultur findet Stadt(t), Krefeld

„Die Bilder erzählen sich untereinander etwas. Es gibt Erinnerungsbilder, die Eindruck machen, von Frauen, die nähen, von Objekten, die an Wänden hängen. Es gibt Ahnungen, dass man sich einer Stabilität zuwendet, von der man weiß, das sie nicht ist. Das Material: Selbst Bronze lässt sich einschmelzen. Wir zählen so sehr auf die Zukunft und wissen, sicher ist nur das Jetzt. Wir konstruieren unsere Welt. Zunächst mit Zeichnungen, dann gehen wir an die Wand, dann in den Raum. Aus Wandkörpern werden Raumkörper.“

UWE BÜLLES

1948 in Krefeld geboren

Werkkunstschule Krefeld und Freie Malerei bei Prof. Gerhard Richter an der Kunstakademie Düsseldorf

Ausstellungen u.a.

  • 1978 „Krefelder Künstler sehen Krefeld“, Fotoübermalungen, Seidenweberhaus, Krefeld
  • 1983 „Farbe bekennen“, Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld
  • 1987 „SX70 – Blow up’s“, Haus Greiffenhorst, Krefeld
  • 2000 „Viertelkreise – 25 Jahre GKK“, Krefeld
  • 2012 „OH, PLASTIK SACK!“ Gewerbe Museum, Winterthur (CH)
  • 2013 „COUP DE SAC – ART ET DESIGN AUTOR DU SAC EN PLASTIQUE“ (mit Iris van Bebber) MUDAC-Musée de Desgin et d’arts applique contemporains, Lausanne (CH)
  • 2015 Jüdische Kulturtage – GKK + Jüdisches Gemeindezemntrum, Krefeld

„Meine thematischen Schwerpunkte sind Landschaften, Architektur, Portraits und konzeptionelle Arbeiten.“

SIMON ERATH

1988 in Tönisvorst geboren

BEST-Sabel Designschule Abschluss als Fotodesigner, Seit 2013 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf

Ausstellungen u.a.

  • 2013 „Querschnitt“, Kunstquartier Bethanien, Berlin
  • 2014 „Die Grosse“, Museum Kunstpalast, Düsseldorf
  • 2015 „Drei Kunststudenten“, Düsseldorfer Photo Weekend, Atelier am Eck

„Bei der Motivwahl konzentriere ich mich zumeist auf Räume, welche auf den ersten Blick nicht auffallen und für die meisten Menschen keinen Anreiz bewirken. Wichtig sind mir dabei grafische Elemente, Linien und reduzierte Orte.“

MANFRED GRÜNWALD

1949 in Krefeld geboren

Meisterprüfung im Fotografenhandwerk, Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks am Niederrhein (AdK), Berufung in den Deutschen Werkbund NW

Ausstellungen u.a.

  • 1999 „Nah dran“, Forum ALTE POST (Einzelausstellung)
  • 2002 Galeriewand, glasstec, 02, Düsseldorf (Einzelausstellung)
  • 2011 Best of Zeitgenössisches Kunsthandwerk, Düsseldorf
  • 2015 MANU FACTUM – 26. Landesausstellung zu Ermittlung der Staatspreise für das Kunsthandwerk in Nordrhein-Westfalen (MAK, Köln)

„Ich gestalte meine Motive mit zeitlich bedingten Veränderungen innerhalb der Serie. Meine Bildreihen umfassen geschlossene Themen, die die Vielfalt einer Sache dokumentieren.“

PHILIP LETHEN

1971 in Krefeld geboren

Studium an der GH Essen (Schwerpunkt: Fotografie/Typographie/Film), Kommunikationsdesign Diplom bei Prof. Detlef Orlopp an der FH Niederrhein/ Krefeld

Ausstellungen u.a.

  • 2000 „SENDER“, POPDom Köln + POPkomm Köln/Messegelände
  • 2001 „Bacon-Notate“, Museum Kurhaus Kleve und Literaturhaus Wien
  • 2008 „Schumannfest Düsseldorf 2008“, Tonhalle Düsseldorf, künstlerische Leitung der Kampagne
  • 2009 „Nico“, Gemeinschaftsausstellung Museum für angewandte Kunst, Köln „GROSSE Dujardin“, Gemeinschaftsausstellung, Dujardinwerk, Krefeld „Quer geschnitten“, Gemeinschaftsausstellung, Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld
  • 2012 „OSTRALE 012“, Gemeinschaftsausstellung, Dresden
  • 2015 „Photographien“, Kunsthandlung Steinbach Krefeld

„Am liebsten arbeite ich analog auf Mittelformat. Meine Portraits und besondere Räume, sowie Situationen sind melancholisch, eher dunkel, skurril, oft mit einem versteckten Witz in der Hinterhand.“

LUISA ROBLES

1982 in Krefeld geboren

Photomediengestalterin

„In meinen Bilder verarbeite ich eigene Emotionen, eine Reise nach Sao Paolo die von grauer Tristesse geprägt ist und doch ihre bunten und fröhlichen Seiten offenbart oder die Sicht auf die Umwelt als kleinstes von drei Geschwistern. Von unten aufblickend.“

DIRK ROSE

1975 in Moers geboren

Diplom in Kommunikationsdesign bei Susanne Brügger an der Fachhochschule Dortmund

Ausstellungen u.a.

  • 2007 „FELDSTÄRKE 07“, transdisziplinäre Plattform, PACT Zollverein Essen
  • 2009 „QUER GESCHNITTEN“, Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld „ABBILDUNG ÄHNLICH“, TRZ Galerie Kai Brückner, Düsseldorf „DIE FAVORITEN“, Fotofestival Mannheim Ludwigshafen Heidelberg
  • 2010 „VICE“, Einzelausstellung WALZ WERK NULL, Düsseldorf DARMSTÄDTER TAGE DER FOTOGRAFIE Atelier, PACT Zollverein, Essen TEACHING PHOTOGRAPHY, Folkwang Museum Essen
  • 2011 „Rollenbilder – Rollenspiele“, Museum der Moderne, Salzburg „Recherchen11“, Moussonturm, Frankfurt „ANDERE RÄUME, VERSCHIILLENDE PERSPECTIEVEN“, Euregiohaus Mönchengladbach
  • 2014 „VOM NUTZEN DER BILDER“, Galerie der Fachhochschule Dortmund

„Der Schwerpunkt meiner konzeptionellen Fotoarbeit liegt in einer Verschränkung von Bild und Bedeutung. Fotografien werden im Kontext wahrgenommen und für wahr befunden. Das Umdeuten der Kontexte bestehender Fotografien führt zur Verunsicherung der Betrachter und erlaubt so, durch ein bewusstes Sehen, das Reflektieren des Mediums.“

RAPHAEL SCHMITZ

1984 in Krefeld geboren

Fotograf Studium an der Kunstakademie Düsseldorf

Ausstellungen u.a.

  • 2009 „GROSSE Dujardin“, Gemeinschaftsausstellung, Dujardin, Krefeld
  • 2010 „Culture Color“, Urban Art Exhibition, Krefeld
  • 2011 Atelierausstellung Dujardin, Krefeld
  • 2014 „STREUNER #2“, Kunsthandlung Steinbach, Krefeld

„Ich versuche die Informationen auf meinen Bildern auf ein Minimum zu reduzieren, ohne dabei langweilig, auswechselbar und zufällig zu sein. Ich will Ideen im Kopf entstehen lassen und nicht zu viel vorwegnehmen.“