Doppelverglasung nulleins 01


architektur

und kunst –

kunst in architektur

nulleins galerie doppelverglasung

Künstler sind Valerie Krause, Vytautas Jurevicius, Doris Grünwald, die Raumzeitpiraten Tobias Ellerich und Moritz Dæmgen.

Vordergründig traditionell erscheinen die Fotos und Siebdrucke von Doris Grünwald. Ihnen liegt ein Konzept zugrunde: das Überprüfen der Gültigkeit romantischer Motive. Absichtlich werden vorhandene Bilder anerkannter Künstler verwendet und in der eigenen Wohn- und Lebenssituation gefunden. Ihre „Remakes“ würdigen, stellen aber gleichzeitig Autorität in Frage. Sich selbst zurücknehmend Teil eines unendlichen Geflechts zu sein, als Autor nicht Einziger zu sein, beschreibt ihren Dialog. Es entstehen Interieurs, Innenräume, vertraut, entrückt, im Heute vergangen.

Die klare Strenge, das Analytische, die subtilen Richtungsänderungen in den Arbeiten von Valerie Krause wollen wir mit den Gründerzeiträumen konfrontieren. Arbeiten, die wie Raum-Mess-Überwindungs-Geräte auf die Dimension von Weite, über den konkreten Raum hinaus, verweisen. Ihre stille Aufforderung, sich in Bezug zu ihnen zu setzten, sie mit eigener Schrittlänge zu umkreisen, laden unmerklich ein sich auf eine Reise zu begeben. Eine Boden- und eine Wand-Hilfs-Konstruktion geben die Gelegenheit, verbunden mit Fotos, Assoziationen, Meditationen frei setzten und so in Bewegung zu geraten.

Vytautas Jurevicius spielerische Experimentierfreudigkeit führt zu Wandmöblierungen und Objekten, deren Geschichte und Bedeutung enträtselt werden will. Sie sind verankert in eigener Kultur- und Naturerfahrung, die sich bis in die Material- und Farbwahl widerspiegeln. Gewichtige Kästen, leicht in der Farbe, verankert hoch oben in der Wand sind geneigt fast zu Boden zu stürzen. Wie zurückgelassen lehnt ein Objekt an der Wand, im Raum, spannungsreich in seinen Formen und Materialien, ein Abstraktes und doch Werkzeug. Auch das Video vereint Gegensätze: mit scharfem, ohreneindringlichem Geräusch wird zermalmende, systematische Zerstörung in warmes Licht getaucht.

Bild und Raum-Erzeugung ganz anderer Art ermöglicht die Arbeit RaumZeitKrümmungen der Raumzeitpiraten Tobias Ellerich und Moritz Dæmgen. Durch unbefangenen Umgang mit technischem Werkzeug wie einem Overheadprojektor, Klang-Instrumenten und gesprochenem Text, eröffnen sie in ihrer Wechselwirkung und Überlagerung ungeahnte Möglichkeiten der Wahrnehmung, eindringlich und flüchtig wie ein Tanz. In Echtzeit, als Zeitzeuge erlebt man künstlerische Naturwissenschaft und wissenschaftliche Kunst. Ästhetisches Erleben als ganzheitliches Klang-Bild Experiment.

Die Türkis Tür, 2007, Fine Art Print, 122 x 70 cm

doris grünwald fotos bilder

Der Sessel links von der geöffneten Balkontür entsprach einem langgehegten Wunsch ohrengeschützt vor dem Lärm und Lamentieren der Welt seelenruhig auf einen Punkt starren zu können. Er ist mit katzenverträglichem Velours bezogen, die Sitzfläche gemustert durch farbige Würfelchen in Kadiumgelb, Kobalt, Ultramarin, Karmin, Strohgelb, Magenta und Saftgrün auf elfenbeinfarbigem Grund, die Armlehnen unregelmäßig gestreift, auf ihnen liegt kein aufgeklappter leerer Geigenkasten.

Rechts von der geöffneten Balkontür, vor dem deckenhohen, altweissen Heizkörper, in stumpfen Winkel dazu, dem Sessel gegenüber, eine Plexiglaskommode auf rollen mit einer Nirostaabdeckung, beweglich transparent. In Schubladen und offenen Fächern Briefumschläge, Papiere, Stifte, allerlei Büroutensilien. Auf der Kommode ein geschlossenes Fremdenbuch, rechts davon eine kleine schwarze Vase mit einem rosa Rosenmotiv, goldenem Rand und Henkel, gegenüber ein silberner, runder Tischspiegel.

Vor der Kommode steht ein Caféhausstuhl aus zierlich gebogenen, mit weißem Kunststoff ummantelten Eisenstäben, die klappsymmetrisch in runden S Formen ein verspieltes Herz als Rückenlehne schreiben. Die maigrünen, zurück gerafften Übergardienen sind gehalten von blassrosa Seidenschals, auf die in bunten Fäden, zu Kordeln gedreht, silberngefüllte Blattmotive gestickt sind. Das Licht fällt auf ein lebendig gemasertes Eichenparkett hell. Die geöffnete Tür gibt den Blick frei auf den blau weiß gefliesten Boden und das weißlackierte schmiedeeiserne Geländer. Blumentöpfe aus Zink sind gefüllt mit gelben Stiefmütterchen. Alte Rosskastanien mit fleischroten Blütenständen säumen einseitig die Straße.

Vorsicht

Die Kastanien blühn.
Ich nehme es zu Kenntnis,
äußere mich aber nicht dazu.

(Günther Eich, 1945)
Interieur mit Orchidee auf einem Spieltisch, 2007, Fine Art Print, 122 x 110 cm

Auswahl an Arbeiten

Aktionen: right copy 2000,

unter dem Label 2ZKDB mit Gisela Fischer: Hexenhochhaus 2003, Zuckervilla 2004, sued_pol_expedition 2005,

Foto_Malerei 7 Tage Woche 2004, Freundinnen 2003, 2007, Interieur 2007

Installationen: Fensterbilder 2000, 2002

unter dem Label 2ZKDB mit Gisela Fischer: Energieregal 2004, das Nest 2004, Basislager 2005

in Zusammenarbeit mit Vytautas Jurevicius: Heimat 2006, on 2006, Gelb besetzt 2006

Konzept: Die hold on! Holding 2005

Malerei: taking pieces 2000, Rosen Tulpen Iris 2002, Mitteilungen 2003, Mousse au Chocolat 2003

2007, o.T., Stahl, Holz, Lack, Gips, Papier, Guache HxBxT in cm 9 x 34, 5 x 33,5

valerie krause skulpturen

Valerie Krause geboren am 24.11.1976 in Herdecke, aufgewachsen in Krefeld

  • 1996-1999 Steinmetzlehre bei Fritz Meyer in Düsseldorf
  • 1999 „Leonardo Da Vinci“ Europastipendium für Italien Arbeitsaufenthalt in Vicenza, Italien
  • 2001-2007 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. David Rabinowitch und Prof. Didier Vermeiren
  • 2004 Frankreichstipendium des Deutsch-Französischen Jugendwerkes
  • 2005 Auslandssemester an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris bei Prof. Richard Deacon
  • 2006 Meisterschülerin von Prof. Didier Vermeiren
    • Reisestipendium des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen und der Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf
  • 2007 Akademiebrief
    • Arbeitsstipendium der Kunststiftung NRW
Kasten. Holz, Schellack, 89 x 120 cm

vytautas jurevicius mixed media

Man kommt aus einer Kultur und setzt durch eine andere Kultur bestimmte Empfindungen durch eine Form um. Das individuelle wird zum kollektiven.

Die alltäglichen Beobachtungen und Wahrnehmungen, Assoziationen aus dem realen und visuellen Bild, geben den Arbeiten des Künstlers Vytautas Jurevicius abstrakte gegenständliche Formen. Definitionen, wie gegenständlich-abstrakt; Eindruck-Ausdruck; Virtuell-real; traditionell-fremd; bekannt-unbekannt; Objekt-Bilder geben den Anstoß zu den Fragen seines künstlerischen Prozesses. Alltagsrealität wir ästhetisiert und verfremdet.

Die Spannung findet er durch neue Betrachtungen von einfachen und gewohnten Dingen und ihrer Anordnung. Anordnung durch Farbe, Form, Proportion, Platzierung. Die wahrgenommenen Gegenstände werden neu konstruiert und bekommen dadurch die neue Abstraktion.

Es entstehen Objekte mit einer Geometrie, die das Menschliche selbst widerspiegeln. Abbildung der individuellen Betrachtung.

Asphaltierte Zufahrt zum Haus. Nachbarn nur von einer Seite. Holz, Schellack, 3 Objekte 40 x 60 cm

Vytautas Jurevicius geboren 1981 in Palanga, Litauen

  • seit 2001 Aufenthalt in Deutschland
  • seit 2002 Kommunikationsdesign Studium an der FH Düsseldorf
  • 2004 Teilnahme am Projekt Form der Stille, Fort Pannerden, Holland
  • 2005 Teilnahme am Projekt Gehen im Tal, Westerwald, bei dem Bildhauer Erwin Wortelkamp
  • 2005 Teilnahme am Suedgang, offene Ateliers in Krefeld
  • 2006 NRW Projekt ab in die Mitte, Zusammenarbeit mit der Künstlerin Doris Grünwald

raum zeit piraten multimedia performance

RaumZeitKrümmungen – tobias dæmgen und moritz ellerich

Die RaumZeitKrümmungen sind ein offenes Echtzeit Klang-Bild Experiment. Die Komposition besteht bisher aus fünf Partituren, der Mondpartitur, der Erdpartitur, der Atompartitur, der Sonnenpartitur und der Schwarze Löcher Partitur. Die gemessene Zeit der Aufführung liegt bei 45 Minuten. Auf der visuellen Ebene verschmelzen die analogen Bildwelten eines Overheadprojektors mit Buchillustrationen und digital kombinierten und manipulierten Bewegtbildillustrationen aus dem Bereich der Physik.

Auf der auditiven Ebene fließen die Klangwelten eines Kinderklaviers und eines Radiogerätes mit den Möglichkeiten des Samplings und der digitalen Klangerzeugung und Verfremdung ineinander. Im Vordergrund steht die Suche nach der Verknüpfung von Klang und Bild, Wissen und Phantasie zu einer sich wechselseitig beeinflussenden, stetig erweiternden Gesamtkomposition die sich an den Schnittstellen von Kunst und Wissenschaft entfalten soll.

Die RaumZeitPiraten laden ein zur multimedialen Forschungsreise in die Konstruktion von Raum und Zeit.

Hansastraße 87

ehemaliges königliches eisenbahn- betriebsamt von 1895

Die erste Ausstellung: „nulleins“ der Galerie Doppelverglasung findet in den Räumen des ehemaligen „Königlichen Eisenbahnbetriebsamtes“ an der Hansastraße 87 statt. 1895 erbaut wurde das Gebäude mit seinen wunderbaren Jugendstilelementen und interessanten Raumfolgen liebevoll restauriert und dient heute als Wohn- und Bürohaus.

Das aus heutiger Sicht verschwenderische Treppenhaus mit seinem imposanten Aufgang, die selbstbewussten Säulen, die Deckenkonstruktion feiern sich selbst. Die originalen gemusterten Bodenfliesen sind ungewohnter Schmuck. Die hohen, kraftvollen Räume erlebten manche Nutzungsänderungen, die Eingriffe lassen sich ablesen. Für 6 Wochen werden wir sie in Räume für und mit Kunst verwandeln. Ein „white cube“ mit Wohnraumdimensionen.

ausstellung 12 oktober – 16 november 2007 ehemaliges königliches eisenbahnbetriebsamt hansastraße 87 krefeld